Limitationen
Limitationen#
Nachfolgend möchten wir den Forschungsansatz dieser Arbeit und das methodische Vorgehen kritisch beleuchten und auf die zugrundeliegenden Limitationen unserer Arbeit eingehen:
(1) Wir haben zur Erhebung unserer Daten die wissenschaftliche Datenbank Web of Science genutzt. Da jede wissenschaftliche Datenbank Lücken hat und somit ein Teil des tatsächlich veröffentlichten Wissens zu einem Thema fehlt, bilden wir mit unserer Datengrundlage nur einen Ausschnitt der Realität ab. Wissen das außerhalb von Web of Science liegt, und das bei WoS, wie beschrieben, vor allem aus Büchern und Konferenzbeiträgen besteht, liegt somit außerhalb des gebildeten Netzwerkes. Für unser Netzwerk ist das vor allem in zwei Punkten relevant: Erstens ist unser Korpus hinsichtlich einzelner relevanter Publikationen unvollständig, da Standardwerke, die meist Bücher sind, zu großen Teilen fehlen. Zweitens ist unser Korpus hinsichtlich bestimmter Zeitabschnitte unvollständig. So stammt der Großteil des Korpus aus den 1990er Jahren und dem 21. Jahrhundert, während aus den Jahrzehnten davor nur vereinzelt Publikationen enthalten sind. Dies kann bis zu einem gewissen Grad durch das exponentielle Wachstum an wissenschaftlichen Publikationen erklärt werden, das in viele Teilen der Wissenschaft zur Jahrtausendwende an Fahrt aufgenommen hat. Allerdings muss auch angenommen werden, dass ältere Zeitabschnitte in WoS weniger umfassend abgedeckt ist und daher zentrale Akteure der SNA aus dem 20. Jahrhundert nicht im Korpus abgebildet sind.
(2) Mit dem von uns entwickelten Search Query haben wir versucht, möglichst zielgerichtet die für uns relevante Literatur zu filtern. Dabei haben wir versucht eine Balance zwischen zu vielen Einträgen und einem zu kleinen Netzwerkausschnitt zu finden, so dass wir zum einen möglichst valide Ergebnisse erhalten und zum anderen das Datenvolumen so weit einschränken dass wir mit der Rechenleistung unserer Computer diese immer noch auswerten können. Nichtsdestotrotz haben wir durch unseren Search Query vermutlich einige Teile des Netzwerkes, die eigentlich ebenfalls relevant sind, exkludiert und andere, weniger relevante Teile, inkludiert. So ist uns in der Analyse der Wortwolken aufgefallen, dass wir einige Subgruppen haben, die sich dediziert mit der sozialwissenschaftlichen Akteur-Netzwerk-Theorie beschäftigen, die jedoch nicht Teil der SNA ist. Außerdem haben wir mit die WoS-Kategorie “History of Science” in unseren Search Query eingebaut. Da diese doch ein recht abgeschlossenes Thema für sich darstellt, würden wir in zukünftige Iterationen diese Kategorie aus dem Query entfernen.
(3) Auch in der statistischen Betrachtung der WoS-Kategorien in den unterschiedlichen Subgruppen gibt es einige Einschränkungen. Die wichtigste ist hier, dass einem wissenschaftlichen Paper im WoS häufig mehrere Kategorien zugeordnet sind. In unserer Zählung haben wir diese Kombinationen aufgelöst und nur die Häufigkeiten der einzelnen Kategorien abgebildet. So konnte in unserer Vorgehensweise nicht erfasst werden, ob bestimmte Kategorien etwa besonders häufig mit anderen zusammen auftauchen und andere eher einzeln, was auch auf die Interdisziplinarität der unterschiedlichen disziplinären Ausrichtungen hätte hindeuten können. Die Kategorienverteilung auch in Hinblick auf ihre spezifischen Kombinationen zu analysieren, wäre ein weiteres Forschungsdesiderat.
(4) Eine weitere Limitation unserer Arbeit besteht in der Erstellung der Zitationsnetzwerke bzw. abermals der Vollständigkeit unserse Korpus. Wie bereits erwähnt, haben wir uns dabei lediglich auf die Zitationsbeziehungen innerhalb unseres Corpus konzentriert - das waren je nach historischem Netzwerkausschnitt etwa zwischen 4% und 10% aller Zitationsbeziehungen (d.h. auch solcher, die zu Papern außerhalb unseres Korpus bestehen). Das bedeutet, dass viele wichtige inhaltliche Beziehungen in unserer Arbeit nicht abgebildet sind, da sie über unseren Korpus hinausreichen. Schwierigkeiten gab es außerdem bei der eindeutigen Zuordnung von Papern zueinander, da sich die gebildeten IDs zum Teil gedoppelt haben oder aus den WoS-Referenzen unsauber erstellt wurden. Die Genauigkeit unseres Vorgehens müsste daher für weitere Untersuchungen noch erhöht werden.
(5) Wie bereits beschrieben, konnten wir die Netzwerke ab einer bestimmten Größe nicht mehr wirklich gut darstellen. Hierdurch ist die Analysierbarkeit und Vergleichbarkeit eingeschränkt. Dem könnte in zukünftiger Forschung allerdings durch eine ausführlichere mathematische Analyse weiterer Strukturmaße der Netzwerke entgegengewirkt werden, da so auch die Struktur sehr großer Netzwerke beschreibbar wird.